Über uns

Am 7.4.96 war ich der stolzeste Vater !
Meine Frau schenkte mir Zwillinge;
ein Mädchen und einen Jungen
( Leonie und Leon ).

Wir freuten uns so über die Kinder, weil wir soviel durchgemacht haben, um überhaupt Nachwuchs zu bekommen .
Meine Frau mußte das meiste aushalten,
aber sie hat nie darüber geklagt.
Dafür liebe ich sie .

Leonie

Leonie war die Erstgeborene:
Michael und Gerda sind ihre Paten.
Leonie war auch vom Geburtsgewicht die Schwerere, vielleicht auch ihr Glück, denn nach 5 Tagen stellte sich heraus, daß sie einen Herzfehler hat. Für uns ein Schlag, doch auch hier hielten wir wieder zusammen und sagten uns
„ gemeinsam schaffen wir es “.
Leonie mußte also operiert werden.
Der OP-Tag schien nicht zu Ende zu gehen . Wir wußten ja nicht, ob sie die OP überstehen würde.
Auf der Intensivstation sahen wir nach Stunden unsere Tochter wieder . Als erstes bekam ich einen Schreck , wie sie da lag , nur Schläuche und Apparate.
Nach einer Woche kam sie auf Station 18. Als ich Sie irgendeinmal anschaute, sagte sie ihr „ Chrrrr „ , und von da an wußte ich,
 sie würde es überstehen.
Leonie erholte sich gut. Sie war eine witzige Person, die es verstand, einen wieder aufzubauen.

Beim Frühstück saß sie neben mir und
legte den Arm um mich und aß.
Ich bin richtig stolz auf sie:


Am 24.3.98 starb Leonie in unseren Armen.
Für mich brach eine Welt zusammen . Ich wußte nicht mehr, wie es weiter gehen sollte! Ich bin froh, daß uns in dieser schweren Zeit viele liebe Menschen begleitet haben und es auch noch tun.
Einfach nur durch ihr Zuhören
Einmal pro Woche fahre ich alleine zu ihrem Grab . Dann kann ich mit ihr reden . Der Gedanke, daß ich versagt habe, geht mir nicht aus dem Kopf.
Sie vertraute mir blind,
nur in dieser Nacht konnte ich ihr nicht helfen.
Ich werde immer eine Tochter haben,
und ich werde sie immer lieben !!

Leon

Leon war bei der Geburt der Zweite.
Seine Paten sind Matthes und Siggi .
Er war bei der Geburt der Leichteste und mußte mit einer Sonde ernährt werden. Wir bekamen ihn zuerst alleine mit nach Haus
( Leonie lag auf der Kinderstation )

Als Leonie in Münster war , wurde Leon
von Oma „ unten“ aufgepäppelt .

Er wurde ein richtiger Brecher .
Doch als er lief und wuchs , wurde er wieder schlanker .
Leon versucht uns jetzt aufzuheitern,
obwohl er es genauso schwer hat wie wir .
Er fragt oft nach seiner Schwester,
 streichelt und küßt sie auf den Photos.

Leon ist auch mein Stolz !
Er hat viele Gesten von Leonie angenommen,
 und so wissen auch wir,
daß Leonie auch in Leon weiter lebt .
Leon war ganz zu Anfang aggressiv,
doch mittlerweile hat er sein verschmitztes Lächeln wieder
und er heckt laufend was aus.
Leon ist ein lieber Junge, der uns jetzt noch mehr braucht,
 und ich werde alles tun, damit seine Kindheit und seine Zukunft vernünftig wird.
Ich bin froh, das ich eine so tolle Familie habe,
und dafür liebe ich sie alle.
Silvia, Leonie und Leon .

In Liebe „Papa Martin „


Nach Leonie`s Tod

Nach ihrem Tod brach für uns die Welt zusammen .
Der Gedanke, daß man versagt hat, macht einen verrückt:

Jede Nacht hat man die Bilder des Sterbens vor Augen.
Aber es gibt nachts auch schöne Träume;
Ich spiele mit Leonie auf dem Sofa und es ist so ,
als wäre es Wirklichkeit.
Aber es sind auch Gedanken
nach dem eigenem Tod vorhanden
und dieser Wunsch bei ihr zu sein,
wird manchmal so groß,
daß man selbst Angst bekommt .
Angst vor dem Tod habe ich nicht mehr;
denn ich möchte so gerne wieder bei meiner Tochter sein.
Ich wünsche mir, das ich mit Leon irgendwann
auch wieder Spiele machen kann, die wir vorher mit uns Dreien gespielt haben .
Am Anfang gehen dir die Leute aus dem Weg,
so als hätte man eine ansteckende Krankheit.
Es gibt aber auch Menschen, die auch noch nach einem Jahr
über dein Kind reden .

Doch um Hilfe zu bekommen, muß man kämpfen!
Denn die wird von keiner Seite aus angeboten .
Uns schrieb damals eine Familie aus Anholt
und diese Hilfe nahmen wir dankend an .

Auch heute noch, nach einem Jahr, 
fange ich an zu weinen ;
wenn ich Bilder von meiner Tochter sehe .
Die Gedanken nach dem eigenem Tod werden seltener,
 doch sie sind immer noch da .
Nach einem knappen Jahr Ausdauer haben wir jetzt
eine Kur genehmigt bekommen .
Wir hoffen, daß uns diese Zeit hilft wieder ein Stück
Trauer zu verarbeiten .
Daß man als Betroffener kämpfen muß;
obwohl man nicht immer die Kraft dafür hat;
ist ein Armutszeugnis für die Menschen.
Heute zählen nur die materiellen Dinge
Eigentlich schade !

Ich hoffe für mich und alle, die auch betroffen sind,
daß wir lernen mit unserer Trauer umzugehen.
Denn ich möchte nie meine Tochter vergessen !

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